Umfrage zu Forschungsdaten an der Philosophischen Fakultät 2018
Um ein umfassenderes Bild über die Forschungslandschaft an der Philosophischen Fakultät zu erhalten und zur besseren Bedienung von FDM-Bedarfen innerhalb der Geisteswissenschaften beitragen zu können, hat das DCH 2016 erstmals eine Umfrage zum Umgang mit Forschungsdaten durchgeführt. Die gewonnenen Erkenntnisse waren die Basis für die Weiterentwicklung bereits eingerichteter Servicestrukturen, Workflows und Beratungsstrategien. Diese Umfrage wurde 2018 erneut durchgeführt.
Ergänzend zu 2016 wurden 2018 die Kenntnisse und Gewohnheiten im FDM-Bereich erfragt und die Umfrage auch auf die Wissenschaftler*innen der Humanwissenschaftlichen Fakultät ausgeweitet, die vermehrt das Beratungsangebot des DCH in Anspruch nehmen. Die Umfrage wurde in Kooperation mit den Dekanaten beider Fakultäten und mit dem C3RDM durchgeführt. Die Ergebnisse der Umfrage in Bezug auf die Philosophische Fakultät wurden im Jahresbericht 2018 publiziert:
Umfrage zu Forschungsdaten 2018
Die Umfragen an der Philosophischen Fakultät und der Humanwissenschaftlichen Fakultät wurden zwischen dem 6. Juni und 8. Juli 2018 durchgeführt. Die Online-Fragebögen bestanden aus 36 geschlossenen Fragen; bei kategorialen Antworten gab es immer die Möglichkeit ergänzende Kategorien zu benennen. An der Philosophischen Fakultät nahmen insgesamt 215 Personen an der Umfrage teil, 128 beantworteten alle Fragen. Es wurden einige nicht ganz vollständige Fälle in die Analyse miteinbezogen, der Teildatensatz beinhaltet N=179 Fälle. Sie können direkt mit der letzten Umfrage verglichen werden. Alle Fächergruppen der Fakultät sowie alle Statusgruppen der Wissenschaftler*innen sind vertreten. Bei der Umfrage handelte es sich um eine Online-Umfrage mit definiertem Adressatenkreis, der aber nicht durch personalisierte Einladungen überprüft worden ist. Die Daten wurden bereinigt und statistisch in SPSS ausgewertet.
Verteilung der Fächer- und Statusgruppen
Die unterschiedlichen Fächergruppen der Philosophischen Fakultät sind nicht gleich vertreten (Abb. 1). Gleiches gilt für die Vertretung der verschiedenen Statusgruppen der Fakultät: Die größte Gruppe der Teilnehmenden unserer Umfrage stellen 2018 die Professor*innen dar, 2016 war die größte Gruppe in der Umfrage die der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen (Abb. 2). Die Ergebnisse unserer Umfrage können zwar nicht als repräsentativ gelten, besonders zu den Kenntnissen und Bedürfnissen der Doktorand*innen lassen sie kaum Rückschlüsse zu. Da die Gruppe der Professor*innen überrepräsentiert ist, haben die Ergebnisse aber durchaus
Aussagekraft.
Forschungsdaten an der Philosophischen Fakultät
Textquellen spielen in der geisteswissenschaftlichen Forschung die größte Rolle, so auch an der Philosophischen Fakultät. Bei den Datenquellen, mit denen gearbeitet wird, gibt es nur geringe Unterschiede zwischen den Erhebungen 2016 und 2018. Neben Textquellen spielen vor allem Daten aus Video- und Audioquellen, Webquellen und visuellen Quellen eine Rolle (Abb. 3). Charakteristisch arbeiten die Wissenschaftler*innen der Philosophischen Fakultät mit Text und multiplen anderen Datenquellen. Bei der Nachhaltigkeit der Datenspeicherung aus abgeschlossenen Projekten gibt es leider kaum Unterschiede in der aktuellen Umfrage zu 2016 – allerdings hat die Beliebtheit der kommerziellen Cloud-Lösungen erfreulicherweise abgenommen.
Doch noch immer speichert die große Mehrheit der Wissenschaftler*innen ihre Forschungsdaten auf lokalen Rechnern und externen Speichermedien (Abb. 4). Diese sind zwar leicht verfügbar, aber weder sichere noch nachhaltige Speicherlösungen für Forschungsdaten. Hier gibt es weiterhin einen großen Aufklärungs- und Angebotsbedarf. Das Volumen der Forschungsdaten dürfte dabei in den wenigsten Fällen eine Herausforderung für nachhaltiges Forschungsdatenmanagement darstellen. Knapp 70% der Wissenschaftler*innen geben 2018 Volumina unterhalb der TB-Marke an, jede*r Sechste kann das Volumina der Forschungsdaten allerdings auch nicht einschätzen (Abb. 5).
Forschungsdatenmanagement an der Philosophischen Fakultät
Die Selbsteinschätzung der Kenntnisse im FDM-Bereich hat sich in den letzten zwei Jahren verändert: Im Vergleich zu 2016 schätzen in der Umfrage 2018 weniger Leute ihre Kenntnisse als sehr gut/gut und gering/sehr gering ein, die Gruppe derjenigen, die sich selber durchschnittliche Kenntnisse bescheinigen, ist dagegen größer geworden. Allerdings schätzen immer noch über 40% ihre Kenntnisse im FDM-Bereich als gering oder sehr gering ein. Hier gibt es noch Entwicklungspotential (Abb. 6).
Auf die Frage, ob ihr derzeitiges Forschungsprojekt über einen Datenmanagementplan verfüge, geben 26% der Befragten an, dass ihr Forschungsprojekt über einen Datenmanagementplan verfüge – bei gut 27% der Wissenschaftler*innen, deren Projekte über einen Datenmanagementplan verfügen, wird dieser jedoch nicht umgesetzt. Die große Mehrheit der befragten Wissenschaftler*innen arbeitet nicht mit Datenmanagementplänen oder weiß nicht, ob es einen solchen für das eigene Projekt gibt – mehr als jede*r Fünfte weiß auch nicht, was dies überhaupt ist (Abb. 7).
Dabei waren bereits 70% der Befragten 2018 mit veralteten Datenformaten konfrontiert, die mit aktueller Software nicht mehr lesbar waren – oder befürchten dies für die Zukunft. Im Vergleich zu 2016 sind das immerhin 10% mehr. Fast alle Probleme werden in der Umfrage 2018 häufiger genannt als 2016 – mit zwei deutlichen Ausnahmen: Bei der Unsicherheit, was nach Ende des Forschungsprojekts mit der Website/Datenspeicherinfrastruktur passiert und bei der unzureichenden Datendokumentation lagen die Werte 2016 5–15% höher (Abb. 8). Hier wird man abwarten müssen, ob es sich um eine Momentaufnahme handelt oder sich hier Trends abzeichnen. Die meisten der genannten Probleme in Bezug auf Forschungsdaten könnten allerdings durch frühzeitiges und gelungenes Forschungsdatenmanagement vermieden werden.
Der Bedarf an Serviceleistungen im Umgang mit Forschungsdaten ist im Vergleich zu 2016 sogar noch gestiegen, was mit der Zunahme der Probleme im Zusammenhang stehen kann. Dies deutet auch darauf hin, dass es ein zunehmendes Problembewusstsein gibt (Abb. 9) und Forschungsdatenmanagement ein immer wichtigeres Thema wird – nicht nur (hochschul-)politisch, sondern auch in der alltäglichen Forschungspraxis.
Maßnahmen des DCH
Die Ergebnisse der Umfrage zu Forschungsdaten 2018 machen deutlich, dass weiterhin ein großer Bedarf an Beratungs- und Betreuungsangeboten und -services im FDM-Bereich an der Philosophischen Fakultät herrscht. Viele der Probleme in Bezug auf Forschungsdaten, die genannt wurden, sind jedoch durch Maßnahmen, die das DCH anbietet, zu lösen, sofern das Kölner Datenzentrum von Wissenschaftler*innen rechtzeitig kontaktiert und in Prozesse mit eingebunden wird. Das DCH als fachspezifische Institution für Forschungsdatenmanagement an der Philosophischen Fakultät soll in Zukunft entsprechend bekannter gemacht werden. Als eine Maßnahme, um die Zugänglichkeit der eigenen Services und die Erreichbarkeit des Zentrums zu verbessern, ist die Einrichtung einer offenen Sprechstunde geplant.
Darüber hinaus muss das Thema Forschungsdatenmanagement präsenter im Alltag der Wissenschaftler*innen der Fakultät platziert werden, um die Sensibilität für die Notwendigkeit von Forschungsdatenmanagement zu verbessern. Entsprechend sollen die grundsätzlichen Services des DCH und der gesamten Universität zu Köln besser aufbereitet und kommuniziert werden. Außerdem soll Forschungsdatenmanagement insbesondere in die Ausbildung von Nachwuchsforschenden integriert werden.